Weltweite Kirche / Ökumene
Die reformierte Landeskirche ist Teil einer vielfältigen Kirchenlandschaft im Kanton Zürich. Wir arbeiten lokal und kantonal mit einigen Kirchen eng zusammen und verantworten gemeinsam Projekte im Dienst der Gesellschaft. Gleichzeitig verstehen wir uns als Teil der weltweiten Kirche.
In den Kirchgemeinden und auf kantonaler Ebene arbeiten wir bei Veranstaltungen und Projekten mit anderen Kirchen zusammen und feiern regelmässig gemeinsame Gottesdienste. Wir pflegen den Dialog und die Gastfreundschaft gegenüber Christinnen und Christen anderer Konfessionen und die Verbindung zur weltweiten Kirche.
Was heisst «Ökumene» – lokal und weltweit?
Ökumene kommt vom griechischen Begriff oikoumene und bezeichnet die Gemeinschaft der Menschen, die zusammen ein Haus (oikos) bewohnen. Mit dieser «Hausgemeinschaft» kann im übertragenen Sinne die Gemeinschaft aller Christinnen und Christen bezeichnet werden. Als Kirche sind wir lokal und weltweit ökumenisch mit anderen Kirchen verbunden. Diese Verbundenheit wurzelt in den gemeinsamen Grundlagen des Glaubens und versteht sich auch als gemeinsame Verantwortung.
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Bettina Lichtler
Beziehungen und Ökumene
Abteilung Kommunikation
Ökumene vor Ort und weltweit
Zusammenarbeit verschiedener Kirchen
Die Spaltungen und das häufige Gegeneinander der verschiedenen Kirchen widersprechen der biblischen Aufforderung Jesu Christi zum gemeinsamen Zeugnis für die Welt: «…dass sie alle eins seien.» (Johannes 17,21).
Die weltweite ökumenische Bewegung entstand deshalb im 20. Jahrhundert als Suche nach der Einheit der christlichen Kirchen. Daraus entwickelten sich der Ökumenische Weltkirchenrat ÖRK und viele weitere Initiativen und Kommissionen.
Es gibt verschiedene Meinungen, wie die konkrete Gestalt der kirchlichen Einheit aussehen kann. Heute geschieht der ökumenische Dialog meist in einer Haltung der «Einheit in versöhnter Verschiedenheit». Dabei benennen die Kirchen einerseits ihre Unterschiede und können diese teilweise auch überwinden. Andererseits wird festgehalten, welche gemeinsamen Überzeugungen sie alle verbinden und eine Basis für gemeinsames Feiern, Beten und Handeln bilden
In den letzten Jahrzehnten sind mit der verstärkten Migrationsbewegung auch Mitglieder anderer Kirchen aus verschiedenen Kulturen und Kontexten in die Schweiz gekommen. Die Herausforderungen an die Kirchen sind zunehmend global und verlangen einen gemeinsamen Einsatz der Christinnen und Christen.
Ökumene wird in Gesprächskreisen und Kommissionen konkret, welche die Begegnung und mögliche Annäherung suchen. Dieser Prozess geschieht fortlaufend auf weltweiter und auf lokaler Ebene.
Vor Ort findet täglich praktische Ökumene statt, wenn Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfession gemeinsam Gottesdienste feiern, Anlässe und Kampagnen durchführen und sich in Projekten engagieren.
Gleichzeitig wird Ökumene konkret, wenn Christinnen und Christen verschiedener Länder und Kirchen sich begegnen, einander unterstützen und das gemeinsame Handeln zum Wohl aller Menschen fördern. Dieses gemeinsame Handeln in weltweiter Solidarität nennen wir «weltweite Diakonie». Wesentliche Träger der weltweiten Diakonie sind in der Schweiz die beiden Werke: HEKS und Mission 21.
Die Charta Oecumenica ist ein ökumenisches Grundlagendokument für die Kirchen in Europa. Sie enthält Leitlinien und Verpflichtungen für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen sowie für den interreligiösen Dialog. Sie ist wegweisend für die lokale, regionale und internationale ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen in Europa.
Reformierte Kirche mit weitem Horizont
Leitfaden für Kirchgemeinden im Bereich weltweite Diakonie
Aus der Charta Oecumenica
Wir verpflichten uns,
- auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens gemeinsam zu handeln, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind und nicht Gründe des Glaubens oder grössere Zweckmässigkeit dem entgegenstehen;
- die Rechte von Minderheiten zu verteidigen und zu helfen, Missverständnisse und Vorurteile zwischen Mehrheits- und Minderheitskirchen in unseren Ländern abzubauen. (...)
Aufgrund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen. (...)
Wir verpflichten uns,
- die Religions- und Gewissensfreiheit von Menschen und Gemeinschaften anzuerkennen und dafür einzutreten, dass sie individuell und gemeinschaftlich, privat und öffentlich ihre Religion oder Weltanschauung im Rahmen des geltenden Rechtes praktizieren dürfen;
- für das Gespräch mit allen Menschen guten Willens offen zu sein, gemeinsame Anliegen mit ihnen zu verfolgen und ihnen den christlichen Glauben zu bezeugen.
Aus der Charta Oecumenica, 2001