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Predigt - Orte Zwinglis

Speziell Albisrieden

Da Zwingli seit 1519 zum Leutpriester des Chorherrenstifts zum Grossen Münster gewählt war, ist es aus folgenden Gründen sehr wahrscheinlich, dass er ab dann auch in Albisrieden amtete:

1. Albisrieden war eine Filialgemeinde des Grossmünsters. 2. Von der Reformation bis 1660 waren Albisriedens Prediger zugleich auch Lehrer an der Stiftsschule des Grossmünsters. (HH) 3. Bereits im 12.Jh. besorgte ein Leutpriester (Pfarrer) aus der Mitte der Chorherren die dem Grossmünster-Pfarrsprengel zugehörigen Ortschaften. Allmählich wurden ihm drei Helfer beigegeben. (HW) 4. Am 29.Sept. 1523 vereinbarten Bürgermeister und Rat und das Grossmünsterstift, dass mit der Zeit die Filialkirchen an den Orten, "da das Stift den Zehnten einziehe, Albisrieden, Witikon und Schwamendingen, durch geschickte, zum Predigen geeignete, Geistliche versehen werden sollen, die das Stift hinausschicke, ohne Kosten für die Untertanen, wie es sich gehöre" (eben weil das Stift von hier den Zehnten nahm). Anfänglich geschah dies durch Chorherren selber, die also im Grossmünster als Geistliche und an der damit verbundenen Stiftsschule als Lehrer wirkten. - Und Zwingli wurde im Frühling 1521 zum Chorherren befördert.

Später dann, 1533 (oder 37?), bestimmte eine Ratsabordnung, dass an den Sonntagen an den Filialen Hilfslehrer der Stiftsschule zu amten hätten, später auch andere; die Ansprüche an jene wurden also immer geringer. Ab 1660 sind Albisriedens Prediger nicht mehr zugleich Stiftslehrer gewesen, konnten sich also vermehrt den örtlichen Bedürfnisse widmen. (HW) 5. H.Hubmann schreibt in seiner Chronik überzeugt: "Die Reformationszeit wird auch die Gemüter der Albisrieder stark bewegt haben. Dass sie Meister Ulrich Zwingli persönlich gehört und gekannt haben, ist SELBSTVERSTAENDLICH. Sie waren ja seine Pfarrkinder. Zudem hatte Zwingli als Chorherr Anteil am Albisrieder Korn-, Hafer- und Hühnerzehnten. In kirchlicher Beziehung wurde nun die Kapelle zur eigentlichen Filialkirche (was sie bis 1866 blieb, als Albisrieden eigene Pfarrei wurde) und das Grossmünster verpflichtet, jederzeit tüchtige Geistliche dahin abzuordnen." (HH)

Dennoch bleiben Unsicherheiten: 1. Das Zürcher Pfarrerbuch 1519-1552 beginnt die Liste Albisriedens mit Jakob Erni, dessen Amtszeit vage mit "vor 1525" angegeben wird. 2. Weder bei H.Bullinger (Reformationsgeschichte), S.Vögelin (Das alte Zürich), E.Egli (Actensammlung der Züricher Reformation), noch H.Hubmann (Chronik der Kirche Albisrieden) konnte ein eindeutiger Quellenbeleg von Zwinglis Predigttätgigkeit in Albisrieden gefunden werden.

Uebrigens: Im Jahr 1566 wurde der Enkel von Zwinglis Nachfolger Heinrich Bullinger, ebenfalls ein Heinrich B. in Albisrieden vorübergehend als Diakon eingesetzt.

Angaben aus H. Hubmann: Chronik der Kirche und der Kirchgemeinde Albisrieden, 1951 (HH) Heinrich Wydler: Die alte Kirche von Albisrieden. in: Echo vom Uetliberg, 1927-32.

C.Schnabel am 23. Juni 1999 (bearbeitet)