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#1: Das «Re-Förmchen» kommt!

Eine Guetzli-Form sagt alles: Der Rahmen ist gegeben, füllen wir die Inhalte nach unserem Geschmack! Das Reformationsjubiläum ist eine Chance zur Auseinandersetzung mit den viel vermissten Inhalten.
In meiner ersten Arbeitswoche als neuer landeskirchlicher Beauftragter für das Reformationsjubiläum wurden mir auch die sinnlichen Aspekte der anrollenden Kampagnenvielfalt vor Augen geführt. Neben all den bereits produzierten und geplanten Gadgets hat es mir dabei besonders eines aus Deutschland angetan, und wir waren uns einig, das müssen wir auch haben: Auf dem Tisch lag eine Ausstechform für Kekse mit den Umrissen des Kopfes von Martin Luther. Toll!

Ein Zwingli-Kopf zum Ausstechen – bei uns heisst es dann «Guetzli» – muss her! Und ich konnte es mir nicht verkneifen, ihm einen Spitznamen zu verpassen: das Reförmchen!

Kein Diminutiv, aber ein Augenzwinkern zum Auftakt einer grossen Aufgabe also, die ich gerne übernehme. Schliesslich wird mir in der nächsten Zeit das Wort «Reformation» in ungeahnter Kadenz über Lippen und Tastatur gehen, in der Hoffnung, Sie alle trotz aller Reformen und anderen Herausforderungen für einen Beitrag gewinnen zu können.

Das Förmchen steht symbolisch für unser Jubiläum. – Sie wissen: Guetzliformen können Sie aussuchen, aber nicht verändern. Es gibt nur die Umrisse vor, die Struktur, wenn Sie so wollen – wie wir in den folgenden Jahren den Inhalt füllen möchten, dazu sind wir frei und alle aufgerufen. Dazu möge ein jeder nach seinen Begabungen beitragen. Ich unterstütze Sie gerne dabei und verköstige ebenso gerne neue Rezepte.

Der Inhalt schmeckt, nicht die Form. Das gilt auch für unser Jubiläum. So steht das Förmchen auch dafür: Keine Heldenverehrung wie vor 100 Jahren wollen wir betreiben; Zwingli hätte das nicht gewollt. Es geht uns aber um die Konturen, an die Zwingli uns erinnert hat und die unser reformiertes Profil ausmachen.

Das anstehende Reformationsjubiläum bietet die Chance, Antworten aus dem reichen Stoff der Kirchengeschichte neu zu entdecken, zu aktualisieren und zu hinterfragen. Wir fragen uns heute mehr denn je, wer wir sind. Welche Antworten sind längst gegeben oder vergessen gegangen? Wie bleiben wir, wie kommen wir in Form?

Übrigens: Was unsereiner Guetzli-Förmchen nennt, heisst gemäss Produktions-Offerten offenbar «Cookie Cutter» – man lernt nie aus und freut sich über weitere metaphorische Steilvorlagen: Erfahrene Internet-Surfer wissen ja, was Cookies sind, nämlich kleine Textinformationen, die besuchte Webseiten auf unseren Rechnern zwecks Wiedererkennbarkeit als Surf-Spur hinterlassen. In diesem Sinne hoffe ich, dass auch das Reformationsjubiläum, das nicht nur der Landeskirche alleine gehört, in der Breite nachhaltige Spuren hinterlassen möge – und wir uns handkerum auch als Kirche und Gemeinschaft(en) unserer Texte wieder bewusster werden auf der Suche nach Antworten in heutiger Zeit.

Michael Mente, 16. Juni 2015