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Runder Tisch sagt Nein

Der Interreligiöse Runde Tisch im Kanton Zürich sagt Nein zur Kirchensteuer-Initiative.

Interreligiöses Nein zur Kirchensteuerinitiative vom 18. Mai 2014

Der Interreligiöse Runde Tisch, der dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, hat sich an seiner Sitzung vom 8. Mai mit der kantonalen Kirchensteuerinitiative beschäftigt und dazu folgende Stellungnahme verfasst.

Die Mitglieder des Interreligiösen Runden Tisches im Kanton Zürich achten die grundsätzliche Freiheit der Stimmenden, bei Abstimmungen frei und nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden. Sie bitten allerdings alle, bei der bevorstehenden Abstimmung folgende Argumente zu berücksichtigen:

- Die Kirchensteuer, die grössere Firmen bezahlen, dürfen nur für soziale und kulturelle Leistungen der Kirchen eingesetzt werden, die der ganzen Gesellschaft zugute kommen – auch den Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften.

- Die Kirchen unterstützen sozial Schwache und bieten Beratung und Hilfe für Menschen in Not. Sie schaffen wichtige Bildungs-, Kultur- und Gemeinschaftsangebote. Ihr Wegfallen würde unsere Gesellschaft ein grosses Stück ärmer und kälter machen.

- Kleinere Firmen bezahlen keine Kirchensteuer. Und bei grösseren Firmen macht diese Steuer nur einen ganz kleinen Teil der Steuerlast aus. Der Wegfall dieser Steuer hätte für die Kirchen aber einschneidende Folgen: Die Kirchen würden dadurch über einen Viertel ihrer Einnahmen verlieren.

- Dadurch wären die Kirchen gezwungen, ihre Leistungen massiv abzubauen. Ihre wertebildende und soziale Funktion könnten sie damit nicht mehr so erfüllen wie bisher. Und es ist zu befürchten, dass nicht nur die Kirchen, sondern die Religionen insgesamt in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung geschwächt würden.

Die beim Runden Tisch vertretenen Religionsgemeinschaften sind seit vielen Jahren auf freundschaftliche Weise verbunden. Sie achten einander und anerkennen ihre Verschiedenheit. Und sie unterstützen einander bei wichtigen Anliegen.

So haben sich die Kirchen zum Beispiel 2003 für die staatliche Anerkennung der jüdischen Gemeinden wie auch für die Möglichkeit der Anerkennung weiterer Religionsgemeinschaften eingesetzt. Umgekehrt schätzen die nichtchristlichen Religionsgemeinschaften die Offenheit und integrative Rolle der Kirchen.

Die unterzeichnenden Mitglieder des Interreligiösen Runden Tisches empfehlen den Stimmbürgerinnnen und Stimmbürgern deshalb einstimmig, die kantonale Kirchensteuerinitiative vom 18. Mai abzulehnen.

Michel Müller, Präsident des Kirchenrats der Reformierten Kirche Kanton Zürich, Vorsitz
André Bollag, Co-Präsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ICZ
Alex Dreifuss, Präsident der Jüdisch Liberalen Gemeinde Zürich JLZ
Mahmoud El Guindi, Präsident der Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich VIOZ
Irene Gysel, Vizepräsidentin des Kirchenrates der Reformierten Kirche Kanton Zürich
Sakib Halilovic, Imam der bosnischen Gemeinde in Zürich
Büsra Kücükkaya, Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich VIOZ
Arnold Landtwing, Generalvikariat der Katholischen Kirche im Kanton Zürich
Belkis Osman-Besler, Vizepräsidentin Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich VIOZ
Serpil Sahin, Präsidentin des Anatolisch-Alevitischen Kulturzentrums Zürich
Barbara Schneider, Vertreterin der tibetisch-buddhistischen Tradition, Karma Kagyü
Benno Schnüriger, Synodalratspräsident der Römisch-katholischen Kirche im Kanton Zürich
Lars Simpson, Pfarrer der Christkatholischen Kirchgemeinde Zürich

Kontakt:
Philippe Dätwyler, Sekretär des Interreligiösen Runden Tisches, Tel. 044 258 92 65; Mobile: 079 667 53 64;
philippe.daetwyler@zh.ref.ch

Weitere Infos zum Runden Tisch: www.rundertisch.ch