Neues altes Altstetten
Das grösste kirchliche Bauprojekt der letzten Jahre im Kanton Zürich ist abgeschlossen. 13,8 Millionen Franken investierte die Reformierte Kirche Zürich in die Renovation und Erweiterung des denkmalgeschützten Kirchenzentrums Altstetten. Erbaut hatte es 1941 Werner Max Moser, der mit Haefeli und Steiger unter anderem das Kongresshaus und das Zürcher Universitätsspital erstellte. Das herausragende Zeugnis der Schweizer Moderne wird am Wochenende vom 25. August 2012 eingeweiht.
«Werner Max Moser setzte Massstäbe im Kirchenbau», sagt der emeritierte ETH-Professor Arthur Rüegg, der zusammen mit dem Architekten Silvio Schmed das Kirchenzentrum Altstetten sorgfältig renoviert und mit Erweiterungen den heutigen Anforderungen angepasst hat. «Das schlichte Kreuz hat seither in reformierten Kirchen seinen festen Platz.»
Die Reformierte Kirche Zürich hat 13,8 Millionen Franken ausgegeben für das Bauprojekt. Es handelt sich um das grösste kirchliche Bauvorhaben der letzten Jahre im Kanton Zürich. Gut investiertes Geld, wie der Präsident des Stadtverbandes der Reformierten Kirche Zürich, Rolf Walther, sagt: «Uns ist die Pflege des Kulturgutes ein grosses Anliegen. Denn die Kultur ist auch für diejenigen, die nicht an Jesus Christus glauben, ein wichtiges Gut.» Die Kirche Altstetten ist nicht nur für Architektur-Interessierte ein Fixpunkt in der Stadt Zürich, sondern auch für Musiker und Konzertbesucher. Die Akustik im Kirchenraum ist so gut, dass sogar der weltberühmte Dirigent Nikolaus Harnoncourt hier schon CD-Aufnahmen gemacht hat. Damit die Reformierte Kirche den Kultur-Auftrag auch in Zukunft wahrnehmen kann, sei sie auf Kirchensteuern von Unternehmungen angewiesen. «Ein Stadtbild mit verlotternden Kirchen ist undenkbar», sagt Rolf Walther.
Kirchenzentrum als Begegnungsort
Kirchen sind Orientierungspunkte in einer Stadt. Sie stehen für christliche Kultur, also für unsere Vorstellung von Moral, Gerechtigkeit, Würde, von Leben und Tod. Und sie geben Stadtquartieren weit herum sichtbar Identität. Man trifft sich vor der Kirche, biegt beim Kirchturm links ab, oder – wie ab nächster Woche in Zürich-Altstetten – man trifft sich im Kirchencafé, das von der sozialtherapeutischen Einrichtung Christuszentrum geführt wird, zum Plaudern.
«Kirche findet auch im Alltag statt: Überall dort, wo Menschen im Sinne von Jesus Christus über das Leben und den Tod nachdenken, nach Erkenntnis und Lebenssinn suchen und sich um Liebe, Gewaltlosigkeit und Barmherzigkeit bemühen», sagt Franz Grossen, Präsident der Kirchgemeinde Zürich-Altstetten. Deshalb betrachte er es als Pflicht der Reformierten Kirche, Raum für Kontakte unter den Menschen zu schaffen. Die Räume können denn auch alle zu günstigen Konditionen gemietet werden. Sie bieten Platz vom Bankett bis zum Apéro im kleinen Rahmen, von der Theateraufführung bis zum Seminar. Stadträtin Claudia Nielsen, die an der Eröffnungszeremonie reden wird, stimmt zu: «Diese Räumlichkeiten sind nicht nur aus baulicher Sicht wertvoll, sie sind auch ein Ort, an dem die reformierte Kirche viel Wichtiges und Gutes bewirken kann.»
Die Kirchgemeinde Zürich-Altstetten habe eine Vision, sagt Grossen: «Sie soll Treffpunkt für Kirchgänger, Jugendliche, Musikerinnen, Senioren, Eltern mit Kindern, Bankettbesuchern und alle anderen sein.» Erstmals sind am Wochenende vom 25. und 26. August alle zu Chilbi, Festwirtschaft, Gottesdienst und Podiumsgespräch eingeladen.