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20 Jahre Internet-Seelsorge

Das Internet war noch neu in der Schweiz, als Pfarrer Jakob Vetsch Seelsorge darauf betrieb.

Mails voller Not und Dankbarkeit

Das Internet war in der Schweiz kaum angekommen, als der  reformierte Pfarrer Jakob Vetsch zusammen mit einem Informatiker sein Potential für die Seelsorge erkannte. Seit der Gründung von Seelsorge.net haben über 18‘000 Menschen in der Schweiz per E-Mail und unter www.seelsorge.net Unterstützung gesucht.

«Ich denke ab und zu an Deine Worte, die mich über ein halbes Jahr begleitet haben. Ich bin Dir so dankbar dafür!» Reaktionen wie diese erreichen die Berater und Beraterinnen von der Internetseelsorge am Ende einer Begleitung oft. Die «User», die einer vergleichsweise jungen Generation angehören, schätzen das Angebot von Seelsorge.net spürbar. Oft gelangen sie im Schutz des anonymen Internets mit Sorgen und Nöten an die Seelsorgerinnen, die sehr intim und gerade in religiösen Kreisen häufig schambesetzt sind: Beziehungen, Sexualität, Einsamkeit, Suizidgedanken.

2014 wurde Seelsorge.net von 952 Personen genutzt, die ein oder mehrere Mails schrieben. Die Mehrheit stammte aus der Deutschschweiz, wobei das Angebot auch auf Französisch und Italienisch zugänglich ist. Die Mails werden von 18 erfahrenen und geschulten Seelsorgern beantwortet. Diese sind in den beiden grossen Landeskirchen tätig oder beheimatet – Seelsorge.net ist seit Anbeginn ökumenisch – und üben ihren Dienst ehrenamtlich aus. «Wir decken zusammen so viel Arbeit ab wie eine durchschnittliche Pfarrgemeinde», sagt Maria Weibel, Paartherapeutin und Beraterin bei Seelsorge.net. «Und das fast ohne Kosten für die Kirche.»

Das Budget von Seelsorge.net beträgt für das laufende Jahr 182‘000 Franken. Es wird hauptsächlich für die Löhne der Koordinatorin, der Mailmaster und für die Aus- und Weiterbildung der Seelsorger benötigt. Der Grossteil des Geldes stammt aus kirchlichen Institutionen. Reformierterseits spricht auch der Deutschschweizerische Kirchenkonferenz (Kiko) einen namhaften Betrag. Der Ausstieg des katholischen Pendants, der Römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ), hat ab 2014 ein Loch in die Kasse von Seelsorge.net gerissen. Sparanstrengungen und die Suche nach neuen Geldgebern sind die Folge.

Ein niederschwelliges Seelsorge-Angebot neben zähen Finanzierungs-Fragen. Zeitlose menschliche Nöte neben rasantem technischen Fortschritt: Die Geschichte von Seelsorge.net in den vergangenen 20 Jahren bildet den Gang der Kirche durch die Zeit ab. Viele Menschen, die im Internet auf Empathie und Verständnis stossen, warten darauf, dass die Geschichte fortgeschrieben wird.

www.seelsorge.net