Fusionsprozesse werden wissenschaftlich begleitet
Dies hat die reformierte Kirchensynode an ihrer Sitzung vom 2. Oktober 2018 beschlossen. Zudem diskutierte sie auch über den Stellenwert der Taufe in der revidierten Kirchenordnung und über die neue Verfassung der künftigen Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS, heute SEK.
Nach lebhafter Debatte über Vor- und Nachteile einer externen Evaluation der bevorstehenden Fusionsprozesse hiess die Kirchensynode den Rahmenkredit von 390 000 Franken mit 77 Ja- zu 23-Nein-Stimmen deutlich gut. Damit kann das Projekt „KirchGemeindePlus“ in zwei Erhebungsphasen systematisch evaluiert und ausgewertet werden.
Margrit Hugentobler, Präsidentin der Finanzkommission, erklärte, nach eingehender Prüfung sei ihre Kommission überzeugt, dass die geplante Begleitforschung durch ein Luzerner Institut kein Gefälligkeitsgutachten werde und Transparenz stets gewährleistet sei. Der geplante Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Ansätzen werde in das laufende Projekt KirchGemeindePlus einfliessen.
Mehrere Synodale meldeten Bedenken hinsichtlich der anfallenden Kosten und des für involvierte Kirchgemeinden erheblichen Zeitaufwands an. Im Namen der Religiös-Sozialen Fraktion wies Hannes Tanner, Aeugst am Albis, darauf hin, dass Kirchgemeinden mit den bevorstehenden Fusionen ohnehin bereits unter steigendem Arbeitsaufwand litten, was die personellen Fluktuationen erhöht habe. Dies wiederum erschwere die Datenerhebung in den Kirchgemeinden. Huldrych Thomann (Liberale Fraktion, Fällanden) spitzte die Kritik auf die Bemerkung zu, offenbar seien Forscher nötig, um die bisher unsichtbaren Wirkungen der Reformen sichtbar zu machen.
Der Blick von aussen
Dem hielten mehrere Synodale entgegen, eine wissenschaftliche Begleitung derart tiefgreifender Prozesse sei unerlässlich und unverzichtbar. Der Blick von aussen sei wertvoll, das Geld gut investiert. „Lassen wir die Forschenden arbeiten“, so der Tenor. Kirchenrat Daniel Reuter versprach dem Gremium, laufend über den Stand der Erkenntnisse zu informieren und selbstverständlich einen abschliessenden Bericht vorzulegen. Zudem nahm er die mehrfach geäusserte Anregung auf, auch Mitarbeitende mit kleinen und sehr kleinen Pensen in die Befragung einzubeziehen.
Weiter diskutierten die Synodalen über eine kirchenrätliche Antwort auf eine Interpellation von Willi Honegger (Evangelisch-Kirchliche Fraktion, Bauma) zur künftigen Bedeutung der Taufe. Verschiedentlich war zu hören, die gehaltvollen und differenzierten Ausführungen des Kirchenrats seien als Handreichung mit Anregungen zur Taufe in Kurzform an Pfarrschaft und Kirchgemeinden abzugeben. Dies wünschte etwa Ursula Sigg-Suter (Religiös-Soziale, Dinhard), die erklärte, die Antwort des Kirchenrats habe den Fokus richtigerweise vom geografischen Ort auf die Frage der eigentlichen Gemeinde verlagert. Der Kirchenrat hatte in seiner Antwort festgehalten, der revidierte Absatz der Kirchenordnung betreffe lediglich den Ort, nicht aber Bedeutung und Form der Taufe. Entscheidend sei die für die Taufe zentrale Gemeinschaft der Glaubenden, die wiederum nicht an einen bestimmten Ort gebunden sei.
Schweizer Reformierte rücken zusammen
Im Weiteren diskutierten die Synodalen über die neue Verfassung der künftigen Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), heute SEK. Über die theologischen Hintergründe der Verfassungsrevision referierte Kirchenrat Thomas Plaz. Er legte dar, dass die Strukturen der schweizweiten Kirche dreierlei leisten müssten: synodal zur Einheit, kollegial zur Verbindlichkeit und personal zur Repräsentation beizutragen. Der vielzitierte Vergleich mit dem Bischofsamt sei falsch, denn dieses sei kursbestimmend, die SEK-Leitung hingegen sei repräsentativ. An der neuen Verfassung bemängelten die Synodalen unter anderem die als altmodisch bezeichnete Präambel, das altkirchliche Glaubensbekenntnis und den basisfremden Entstehungsprozess. Dem wurde entgegengehalten, der SEK habe die nun vorliegende Version breit debattiert und demokratisch verabschiedet. Nun sei es wichtig, dass die Schweizer Reformierten zusammenrückten, um in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen zu werden.
Abschliessend bilanzierte Kirchenratspräsident Michel Müller die kürzliche Abstimmung zur Teilrevision der Kirchenordnung. Die hohe Zustimmung von 76 Prozent Ja-Stimmen sei Ausdruck des Vertrauens; die grosse Medienpräsenz zeige, dass das Ergebnis ernst zu nehmen sei. Das gegnerische Komitee habe mit seinem Engagement öffentlich auf das Thema aufmerksam gemacht. Müller lud ein, gemeinsam an konstruktiven Lösungen zu arbeiten, und skizzierte die nächsten Schritte, etwa die Erarbeitung eines Pfarrstellenrechners. Für das Nein-Komitee sagte Ivan Walther (Liberale Fraktion, Urdorf), fast zehn Prozent der Stimmenden hätten leer eingelegt, was auf die Komplexität der Vorlage hindeute. Auffällig sei, dass das Resultat in den Kirchgemeinden direkt abhängig gewesen sei vom Engagement der betreffenden Kirchgemeinden.